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4.15 Wie man die Bibel besser verstehen kann

Gott wählte ein Buch, um sich den Menschen zu offenbaren.
Er inspirierte Menschen seine Gedanken aufzuschreiben. Daher ist die Bibel –wie Christus– sowohl göttlich, als auch menschlich. Die Bibel ist Gottes Weg, sich - seinen Charakter und seine Pläne - den Menschen zu offenbaren. Die Bibel wurde im Laufe von 1600 Jahren von 40 verschiedenen Autoren geschrieben.

Es gibt zwei Schlüssel, um die Texte der Bibel richtig zu verstehen:
1. Den Heiligen Geist bitten, einem die Worte lebendig zu machen und die wahre Bedeutung zu erschließen.
2. Die richtigen Fragen an den Text stellen:

► Wer ist der Schreiber, wer ist der Empfänger?

► Welche historische Situation liegt vor?

► Warum wurde der Text geschrieben?

► In welchem kulturellen und regionalen Umfeld wurde der Text geschrieben?

► Was will Gott uns mit dem Text heute sagen?

Bei allen Bemühungen den Text richtig auszulegen braucht man vor allem eine große Portion gesunden Menschenverstand.

Um einen Text richtig zu verstehen, geht es erst einmal darum zu erfassen, was der Text ursprünglich aussagen wollte. Diese Aufgabe nennt man Exegese.

Die Übertragung der ursprünglichen Aussagen des Textes in unsere heutige Situation nennt man im engeren Sinn Hermeneutik.

Der Schlüssel für eine gute Exegese – und daher für eine intelligentere Art Bibel zu lesen- ist zu lernen, den Text gründlich zu lesen und die richtigen Fragen zu stellen. Es gibt zwei Arten von Basisfragen, die man an den Text stellen sollte: Fragen, die den Kontext (das Umfeld) betreffen und Fragen, die den Inhalt betreffen.

Kontextfragen behandeln die Zeit, die Kultur, die Situation, in der der Text verfasst wurde und der Grund zur Abfassung des Textes. Letztlich zählen die einfachen Fragen:
► Worum geht es hier eigentlich?
► Was will der Autor ausdrücken?

Die oben genannten Fragen reichen für die korrekte Exegese der meisten Texte. Es gibt gute Hilfsmittel, um in Zweifelsfällen mehr Sicherheit zu bekommen. Hier findet man ergänzende Informationen über die Autoren der 66 Bücher der Bibel, über die Zeit, die Kultur und die Umständen unter denen ein Buch verfasst wurde:
► In einem Bibellexikon,
► einem Handbuch zur Bibel,

► indem man eine oder mehrere gute Übersetzungen liest,
► in guten Bibel-Kommentaren.


Am Anfang einer Textauslegung steht also eine saubere Exegese. Dann geht es aber auch darum, was der Text für uns heute zu bedeuten hat. Grundsätzlich gilt: Ein Text kann heute nichts anderes bedeuten, als er ursprünglich bedeutet hat. Anders gesagt: Der Text bedeutet das, was Gott damit ursprünglich ausdrückten wollte.

Alles andere wäre eine gefährliche Fehlinterpretation. Dies ist und war der Nährboden für falsche Lehren und Sekten.
Hier ein weiterer Grundsatz für eine richtige Textauslegung:
Wann immer wir eine mit uns vergleichbare (Lebens-)Situation bei neutestamentlichen Texten vorfinden gilt:
Gottes Wort an die ursprünglichen Adressaten ist das gleiche Wort Gottes an uns.

Die einzelnen Bücher der Bibel wurden ursprünglich in drei Sprachen geschrieben: Die meisten Bücher des Alten Testaments in Hebräisch, eine Hälfte des Buches Daniel und Ezra in Aramäisch, das Neue Testament in Griechisch.

Das heißt, sobald wir die Bibel in Deutsch oder einer anderen modernen Sprache lesen, haben wir es schon durch die Übersetzung nicht mehr mit dem Original, sondern mit Interpretationen zu tun. Um den Sinn eines Verses möglichst gut zu erfassen ist daher das Lesen von mehreren Übersetzungen empfehlenswert.

Bemerkenswert ist, dass keine Originale des Urtextes mehr existieren – es gibt jedoch tausende von Abschriften (manche aus sehr früher Zeit), die etwa über einen Zeitraum von 1400 Jahren von Hand erstellt wurden.
Um die Aussage eines Textabschnittes möglichst gut zu erfassen, ist es sinnvoll, das ganze Buch oder einzelne Kapitel vor und nach dem Textabschnitt mehrmals zu lesen. Erst dann fällt oft auf, worum es dem Verfasser eigentlich ging. Das Lesen in Zusammenhängen bewahrt vor falschen Schlussfolgerungen, die gezogen werden könnten, wenn man einzelne Verse herauspickt.

Auch wenn manche Textdetails für uns unverständlich sind (da wir z.B. nicht über alle Informationen verfügen, die der Absender und der damalige Empfänger hatten) können wir i.d.R. doch die eigentliche (Haupt-)Aussage des Textes klar erkennen. Jedoch haben selbst Auslegungs-Experten nicht auf alle Detailfragen eine schlüssige Antwort.
Für uns ist es wichtig zu erkennen, was wirklich klar im Text steht. Wir müssen deutlich zwischen Fakten und Interpretationen/Mutmaßungen/
Spekulationen unterscheiden.

Durch die Bibel teilt uns Gott alles mit, was wir wissen müssen – jedoch nicht unbedingt alles, was wir wissen wollen.

Die Berichte im Alten Testament dienen zunächst nicht der Nachahmung, sondern sie zeigen auf eindrückliche Weise, wie Gott in das Weltgeschehen eingreift. Außerdem liegt der Wert der alttestamentlichen Erzählungen –neben den historischen Fakten– darin, dass wir durch sie Gottes Charakter, seine Prinzipien und Ansichten kennen lernen.

Einige Richtlinien für das alttestamentliche Gesetz: Es ist ein Bund (= Testament) zwischen Gott und dem Volk Israel (nicht den Christen). Die über 600 Gebote in den ersten fünf Mose-Büchern sind nicht für uns heute bindend – es sei denn, dass sie ausdrücklich im Neuen Testament (im neuen Bund, dem „Gesetz Christi“) wiederholt wurden! Trotzdem ist das alttestamentliche Gesetz immer noch das Wort Gottes für uns, aber nicht Gottes Anweisungen an uns.

Literatur:

- Gordon D. Fee & Douglas Stuart, How to read the bibel for all it´s worth, (Sehr gut! Ein Bestseller –leider nur in Englisch erhältlich) ISBN 0-310-38491-5

- Bibel-Lexika, Handbücher zur Bibel und Bibel-Kommentare gibt es im Internet oder jeder christlichen Buchhandlung.